Besonders bei hart umworbenen Stellen kann die falsche
Körpersprache zum K.O.- Kriterium werden. Aber wie wichtig sind die Körpersignale?
Psychologischen Studien zufolge entfallen 55 Prozent des
ersten persönlichen Eindrucks auf Körpersprache und Gestikulation. Weitere 38
Prozent werden dem Sprechen, etwa der Stimmlage und Artikulation, beigemessen.
Der Inhalt des Gesagten hätte demnach nur einen Anteil von sieben Prozent. Nun
soll der Bewerber im Vorstellungsgespräch natürlich zu allererst durch seine
Qualifikationen und Inhalte glänzen. Und in der Theorie spielen auch nur diese
Kriterien bei der Vergabe des Jobs eine Rolle. Die Realität sieht etwas anders
aus: Zum einen kommt auf viele Stellen oft mehr als nur ein Bewerber. Sind die
fachlichen Qualifikationen sehr ähnlich, ist der persönliche Eindruck dann der
ausschlaggebende Punkt. Zum anderen werden die sogenannten Soft Skills für den Arbeitsuchenden
immer wichtiger. Viele Unternehmen sehen diese nicht nur als Zusatz, sondern
machen unter Umständen an ihnen die Vergabe des Jobs fest. Behauptet ein
Bewerber also, stressresistent und konfliktfähig zu sein, kommt dann aber schon
bei der ersten kritischen oder unzulässigen Nachfrage ins Schwitzen oder fängt
an, nervös auf seinem Sitz herum zu rutschen, dann erweckt er Zweifel an seiner
Glaubwürdigkeit. Es gilt also, ein paar Grundregeln zu beachten.
Die richtige Haltung
In den meisten Vorstellungsgesprächen sitzen Bewerber dem
Personaler direkt gegenüber. Zentral ist hierbei, verkrampftes Sitzen zu
vermeiden, da dies das Stressempfinden unnötig befördert. Idealerweise hält man
den Körper aufrecht und locker, die Schultern gerade und das Kinn leicht
erhoben. Die Hände liegen dabei entspannt auf den Sitzlehnen, die Beine sind im
besten Fall locker in Richtung des Personaler übereinandergeschlagen. Beachten
sollte man dabei zum einen, dass die Haltung nicht zu steif ausfällt, um nicht
den Eindruck permanenter Anspannung zu erzeugen. Zum anderen sollte man es
vermeiden, sich zu weit vorn auf den Stuhl zu setzen und die Lehnen mit den
Händen zu umklammern. Diese Haltung wird sonst als übermäßige Nervosität oder
Mangel an Selbstvertrauen interpretiert. Ein weiteres Tabu sind verschränkte
Arme und eine breitbeinige, “lümmelnde” Haltung, da dies schnell als
Überheblichkeit oder Ablehnung gedeutet werden kann. Sich im Verlauf des
Gespräches hin und wieder vorzulehnen, signalisiert dem Gegenüber hingegen
Interesse und Aufmerksamkeit. Allerdings sollte man es dabei unterlassen, den
Körperschwerpunkt zu sehr nach vorn zu verlagern oder sich gar auf den Tisch zu
stützen und damit eventuell das “Revier” des Personaler zu verletzen.
Die richtige Gestik
Prinzipiell gilt: ist es wichtig, öffnende und harmonische
Gesten zu verwenden und hektische oder nervöse Bewegungen zu vermeiden. Mit den
Fingern auf der Lehne zu trommeln, einem Gegenstand zu spielen oder die Fäuste
zu ballen ist ebenso unvorteilhaft wie sich ständig die Haare zurück zu
streichen oder an der Kleidung zu zupfen. Gestiken oberhalb der Taille gelten
als positiv. Grundsätzlich vermieden werden sollten Bewegungen in Richtung oder
gar Berührung der Gesichtspartien. Wer sich ständig an die Nase fasst oder die
Brille hochschiebt, signalisiert Unsicherheit und Nervosität. Sich das Kinn zu
streicheln kann als Selbstgefälligkeit ausgelegt werden, ein Griff zum
Ohrläppchen bedeutet sogar Ablehnung und Geringschätzung. Natürlich kann jedem
Menschen einmal die Nase jucken. Ist dies aber nicht der Fall, sollte man die
Hände am besten einfach entspannt auf der Stuhllehne zu lassen.
Die richtige Mimik
Seit jeher senden die Augen die wichtigsten und
vielsagendsten Signale. Ein freundlicher, offener Blick zeigt Interesse und
Sympathie. Starrt man jedoch auf den Boden oder an seinem Gegenüber vorbei,
wird dies im besten Fall als Unsicherheit, im schlimmsten Fall als mangelndes
Interesse ausgelegt. Auch der Mund verrät einiges. Weder ein schiefes Lächeln
noch heruntergezogene Mundwinkel wirken besonders glaubwürdig. Wird gar nur ein
Mundwinkel hochgezogen, kann dies sogar als Zynismus oder Arroganz gedeutet
werden. Am besten versucht man also gar nicht erst zu schauspielern, da dies
meistens nur die Konzentrationsfähigkeit verringert und sich kleine
Ungereimtheiten unter Umständen unbemerkt negativ auswirken können. Stattdessen
lieber ehrlich Emotionen zu zeigen und auch mal zu lachen, wenn dies angebracht
ist, führt wiederum nur selten zu negativen Konsequenzen.
Die richtige Vorbereitung
Bewerber, die für eine Stelle echtes Interesse hegen,
stellen sich meist selbst die Weichen für einen gelungenen Auftritt, da ihre
Begeisterung oft ganz von selbst in einer lebendigen Gestik und positiven Mimik
zum Ausdruck kommt. Ein Bewerber sollte sich daher unbedingt mental auf sein
Vorstellungsgespräch vorbereiten. Eine positive Grundhaltung und Vorfreude auf
den Termin sorgen automatisch dafür, dass der Körper die richtigen Signale
sendet. Zudem schadet es auch nichts, sich mit der passenden Bekleidung auf
einen Stuhl vor den Spiegel zu setzen und sich seine Wirkung ein wenig
bewusster zu machen. So vorbereitet steht dem neuen Job dann nichts mehr im
Wege!