Eines Tages entschieden die Frösche des großen Teichs ein
Wettrennen zu veranstalten. Als Ziel legten sie den höchsten Punkt eines großen
Turms fest.
Am dem entscheidenden Tag versammelten sich einige wenige
Sportler, die den Versuch wagten und viele schaulustige Frösche um zuzusehen.
Und los geht’s! Eigentlich glaubte keiner der zuschauenden
Frösche, dass auch nur ein einziger Teilnehmer tatsächlich das Ziel erreichen
könne. Statt die Läufer anzufeuern, riefen sie deshalb "Oje, sie werden es
nie schaffen!" Oder "das ist einfach unmöglich!" Und auch
"das schafft ihr nie!"
Wie es schien sollte das Publikum Recht behalten. Nach und
nach gaben immer mehr teilnehmende Frösche auf. Das Publikum fühlte sich
bestärkt und schrie weiter: "Oje, die Armen! Sie werden es nie
schaffen!"
Tatsächlich gaben bald alle Frösche auf: Alle, bis auf einen
einzigen, der unverdrossen den steilen Turm hinaufkletterte - und der als
einziger das Ziel erreichte.
Die Zuschauerfrösche waren vollkommen verdattert und alle
wollten von dem Gewinner wissen, wie er das schaffen konnte. Doch keiner bekam
eine Antwort und so merkten sie erst, dass dieser Frosch taub war!
Was Sie glauben oder auch nicht, bestimmt zum Beispiel der
Pygmalion Effekt.
Der Pygmalion Effekt
Pygmalion war in der griechischen Mythologie ein König, der
auf Zypern lebte und dieses regierte. Als begnadeter Künstler schuf er eine
Statue aus reinem Elfenbein. Diese stellte nicht irgendein Mädchen dar, sondern
die Frau seiner Träume.
Der Künstler verliebte sich so sehr in seine Traumfrau, das
leider nur ein lebloses Werk war, dass sich Aphrodite seiner erbarmte und die
elfenbeinerne Jungfrau zum Leben erweckte.
Dieser Effekt, wie das Glaubenssystem auf die Ergbnisse
einwirkt, ist gut untersucht. Unter anderen gilt die Studie des amerikanischen
Psychologen Rosenthal als wegweisend:
Für ein Lernexperiment mit Ratten unterzog Rosenthal zwölf
Psychologie-Studenten und 60 Albino Ratten einem Versuch.
Die Versuchstiere sollten lernen, in einem einfachen
Labyrinth den richtigen Weg zur Futterstelle zu wählen. Robert Rosenthal
erläuterte seinen studentischen Versuchsleitern, dass die Hälfte der
Versuchstiere aufgrund von Zuchtwahl besonders lernfähig, die andere Hälfte
besonders "dumm" sei. Die Ratten wurden den Versuchsleitern streng
nach dem Zufall zugeteilt. Sechs Versuchsleiter waren jedoch im Glauben, dass
ihre Tiere zum Stamm der "klugen" Ratten gehörten, die anderen sechs,
dass sie mit "dummen" Ratten experimentieren würden.
Jeder Versuchsleiter hatte die Aufgabe, mit einer Gruppe von
fünf Ratten an fünf Tagen je zehn "Trainingsläufe" im Labyrinth
durchzuführen und zu notieren, ob die Tiere den richtigen Ausgang wählten.
Was glauben Sie, wer gewonnen hat? Ja, genau: Die klugen
Ratten! Warum? Bei der Befragung der Studenten nach dem Experiment ergab sich,
dass die Versuchsleiter mit vermeintlich "klugen" Ratten ihre
Versuchstiere wesentlich positiver beurteilten und diese Tiere dementsprechend
viel aufmerksamer und liebevoller behandelten, als die Versuchsleiter mit
vermeintlich "dummen" Ratten.
Wirkt auch bei Menschen
Noch wesentlich wirksamer als im Tierexperiment wirkt der
"Rosenthal-Effekt" oder "Pygmalion-Effekt" bei menschlichen
"Versuchsobjekten". Rosenthal unterzog zu Beginn eines Schuljahres
alle Kinder der 18 Klassen einer Schule einigen psychologischen Tests, darunter
auch einem Leistungstest. Danach gab er den Lehrern die Namen einzelner Schüler
(insgesamt 20% der getesteten Schüler), die dem Testergebnis zufolge eine
"ungewöhnlich gute schulische Entwicklung" nehmen würden. Doch die
Namen der "Hochbegabten" waren keineswegs diejenigen der Schüler, die
durch besonders positive Tests herausragten sondern wurden wiederum streng nach
dem Zufallsprinzip ausgewählt.
In den höheren Schulklassen hatte die Erwartung Lehrer nur
einen geringen Einfluss auf die Leistung der Schüler. Doch in den unteren
Klassen war der Effekt dramatisch: Am Ende des Schuljahres hatten die
vermeintlich "Hochbegabten" nach dem Ergebnis eines
Schulleistungstests einen großen Vorsprung gegenüber den anderen Schülern.
Quelle: Legewies & Ehlers 1992, 10f und Stangl
Quelle 2: http://management-coaching.org/toolbox/merkwuerdiges/wettlauf-der-froesche