"Was ist Ihre größte Schwäche?" Ha, darauf sind
Sie vorbereitet! Sekundenschnell schießt es aus Ihnen heraus: "Ich bin
total ungeduldig."
Gähn! Welch ausgelutschte Antwort im Vorstellungsgespräch.
Sie stand schon hundertfach in diversen Bewerberhandbüchern - und ist auch noch
falsch. Wir möchten Ihnen daher sieben originellere Alternativen und
Antwort-Optionen ans Herz legen...
Geduld für beruflichen Erfolg entscheidend
Wie wichtig Geduld im Berufsleben (und nicht nur dort) ist,
haben Forscher mehrfach nachgewiesen. Demnach ist die Kerntugend für den
beruflichen Erfolg eines Menschen elementar wichtig - genauso wichtig wie
Intelligenz und Talent. Mehr noch, geduldige Menschen verdienen mehr, sind
gesünder und glücklicher als ungeduldige. Das hat sogar schon Michelangelo
geahnt, dem dieses Zitat zugesprochen wird: Genius ist ewige Geduld.
Wirklich herumgesprochen zu haben scheinen sich diese
Erkenntnisse aber noch nicht. Auf die Frage nach der größten Schwäche antworten
viele Bewerber weiterhin sehr leichtfertig mit: "Ungeduld."
Das Grundschema ist für jeden Personaler leicht zu
durchschauen. Eine vermeintliche Schwäche soll zu einer Stärke umdefiniert
werden. Das ist grundsätzlich auch nachvollziehbar und nicht ganz verkehrt - in
diesem Fall aber einfach zu plump und abgedroschen.
Wir sagen Ihnen, wie Sie besser auf die beliebte
Personalerfrage reagieren.
Die besten Antwortstrategien für Bewerber
Machen Sie aus einer Schwäche eine Stärke. Aber bitte nur
mit Bedacht! Erfahrene Interviewer fühlen sich von ihr verschaukelt. Auf jeden
Fall die Standard-Antworten Ungeduld, Perfektionismus und Hilfsbereitschaft
("Ich kann nicht nein sagen") vermeiden.
Seien Sie ehrlich, aber nicht zu ehrlich. Sie bekommen den
Job nicht, wenn Sie sich selbst als träge, cholerisch oder eitel bezeichnen.
Krasse Untugenden gehören im Vorstellungsgespräch nicht auf, sondern unter den
Tisch.
Benennen Sie eine Schwäche, die für das Jobprofil unerheblich
ist. Wer nur holprig spanisch spricht, wird unter Umständen trotzdem ein guter
Hubschrauberpilot. Mathe-Defizite sind für Animateure verkraftbar. Aber: Beide
Beispiele sind natürlich viel zu absurd, um sie guten Gewissens empfehlen zu
können. Eine irgendwie geartete Nähe zur Branche muss trotz allem vorhanden
sein.
Bereiten Sie sich auf die Frage vor. Dazu zählt, überhaupt
mit der Benennung einer konkreten Schwäche auf die Frage des Personalers zu
antworten. Denn keine Schwäche ist auch keine Lösung - sondern ein klarer
Minuspunkt für Sie.
7 frische Antworten, mit denen Sie im Vorstellungsgespräch
punkten
„Mein Englisch ist immer noch nicht so perfekt, wie ich das
gerne hätte.“
Dolmetscher und Fremdsprachenkorrespondenten sollten sich
diesen Satz verkneifen. Für (fast) alle anderen ist er eine clevere Wahl. So
können Sie ganz subtil gleich zwei Stärken in Ihre Antwort einflechten: Erstens
die, dass Ihre Englischkenntnisse zwar nicht perfekt, aber schon auf einem
guten Level sind. Zweitens verleihen Sie Ihrer Motivation Ausdruck, Ihr
Sprachniveau noch weiter zu verbessern. Kurz: Sie sind lernwillig.
„Ich bin am besten im Team. Wenn ich ganz zurückgezogen
arbeite, fehlt mir der direkte Austausch.“
Sind Sie etwa nicht in der Lage, autonom und selbstständig zu
arbeiten? Böswillige könnten das heraushören. Andererseits: Personaler lieben
Teamplayer. Wer den Teamgedanken im Vorstellungsgespräch nach vorne stellt,
legt sich selbst fleißig Bonuspunkte ins Körbchen. Schließlich weiß Ihr
Gegenüber noch nicht, ob man gut mit Ihnen zusammenarbeiten kann - oder ob Sie
vielleicht doch der egozentrische Stinkstiefel sind, der die Atmosphäre in der
ganzen Abteilung vergiftet.
„Ich unterbreche meine Kollegen in Meetings manchmal, wenn
ich mit ihren Argumenten überhaupt nicht einverstanden bin. Ich weiß, das ist
unhöflich und ich arbeite daran.“
Notorisches Dazwischenquatschen ist in der Tat unhöflich und
respektlos. Was dieser Kandidat aber auch sagt: Hier sitzt jemand am Tisch, der
leidenschaftlich für seinen Standpunkt eintritt, für seine Argumente kämpft -
und eben nicht vor lauter Gleichgültigkeit schon weggenickt ist. Und
Motivation, Einsatzfreude, Überzeugungskraft sind nicht die schlechtesten
Attribute für einen Job-Kandidaten.
„Ich bin in Vorträgen noch oft hektisch und klammere mich an
meinen Unterlagen fest. Mir fehlt noch die Souveränität, improvisieren zu
können.“
Selbst dem ausgebufftesten Stand-up-Comedian schlottern
hinter der Bühne regelmäßig die Knie vor Lampenfieber. Hier gilt eindeutig:
Übung macht den Meister - und aus Ihnen einen besseren Improvisateur. Was
darüber hinaus an der Antwort gefällt: Sie lässt Ihre Zuversicht anklingen, mit
der Zeit zu einem souveräneren Redner zu werden. Und Sie schrecken
grundsätzlich nicht davor zurück, überhaupt Vorträge zu halten, sondern
übernehmen Verantwortung.
„Ich kann unausstehlich werden, wenn ich nichts gegessen
habe.“
Nicht in jedem Unternehmen ist die Mittagspause heilig. Hier
gibt es rund um die Uhr quengelnde Kunden, dort eine mittägliche Meetingkultur
- da kann schon mal schief angeguckt werden, wer sorgenfrei Richtung Kantine
schlendert. Dabei geht es hier um nicht mehr als die Erfüllung von
Grundbedürfnissen: Essen, Trinken, Regenerieren. Und wie wichtig regelmäßige
Pausen sind, dürfte sich mittlerweile auch bis ins letzte Personalbüro
herumgesprochen haben. Diese Schwäche ist also nur allzu menschlich.
„Meine größte Schwäche? Dass ich bei dieser Frage einfach
nie ehrlich bleiben kann.“
Ob Sie das lustig finden oder nicht, dürfen Sie selbst
entscheiden. Eventuell aber findet der Personaler den Logikwitz darin irre
komisch und schenkt Ihnen einen Sympathiepunkt. Funktioniert natürlich nur,
wenn es nicht wie aufgesagt klingt - und Ihr Gegenüber für einen Spaß zu haben
ist.
„Dass ich in Vorstellungsgesprächen meist eine schlechtere
Figur abgebe als bei der eigentlichen Arbeit.“
Noch eine Antwort für Ulknudeln mit Selbstironie. In der
richtigen Situation ist die Antwort ein echter Eisbrecher - und der Beweis,
dass Sie Sinn für Humor haben. Und der kann in keinem Büro schaden.
Quelle: Von Sebastian Wolking am 12. Februar 2016, http://karrierebibel.de/vorstellungsgespraech-antworten-7-anti-floskeln