Ein Director of Human Resources ist verantwortlich für das
Personal. Auf gut Deutsch: Er ist Personalleiter. Berufe tragen heute häufig
englische Namen. Viele Bewerber verstehen dabei nur noch Bahnhof. Bei der
Jobsuche ist daher oft ein wenig Übersetzungshilfe nötig.
Skurrile englische Berufsbezeichnungen
Immer mehr Unternehmen wollen sich aber international
aufstellen und verstehen sich als Global Player. Daher ist es mittlerweile
üblich, Stellen lieber in englischer Sprache auszuschreiben - auch in
hierzulande ansässigen Unternehmen. Im Global Village spricht man eben
Englisch.
Das kann im Berufsleben zu Problemen führen: Die
Namensbildung geht zu sehr danach, was sich gut anhört. Das kommt daher, dass
häufig Agenturen damit beauftragt werden, die Stellenanzeigen zu formulieren. Für
die Agenturen steht im Vordergrund, was sich am besten vermarkten lässt. Es
gibt kaum international gültige Standards für Berufsbezeichnungen, die jeder
Englischkundige sofort versteht.
Was macht ein Key Accounter? Wofür ist ein Billing Manager
zuständig? Und welcher Beruf verbirgt sich hinter einem First Level Supporter?
Letzterer nimmt zum Beispiel Reklamationen entgegen. Früher wäre die Tätigkeit
vermutlich Telefonischer Kundendienst genannt worden. Das klingt in der Tat
ziemlich trocken. Dennoch ziehen Jobsuchende die deutsche Berufsbezeichnung oft
vor.
Business-Englisch: Bitte, wie?
Englisch funktioniert in Deutschland als Marktsprache eben
nicht immer. Das betrifft vor allem sehr ernsthafte Bereiche. Im
Bestattungswesen würde man zum Beispiel keine Anglizismen verwenden. Wer kauft
schon einen "Coffin" für die letzte Ruhe? Auch der Beruf des
Bestatters gelte als etwas Ernsthaftes, das englische Stilmittel nicht adäquat
genug beschreiben könnten.
Bewerber möchten aber ebenfalls Klarheit, was ihren Beruf
betrifft. Personaler haben die Erfahrung gemacht, dass eine Personalagentur
erfolgreicher bei der Akquise von Mitarbeitern ist, wenn sie Stellenanzeigen
komplett in deutscher Sprache formuliert.
In vielen Stellenanzeigen komme hinzu, dass zu viele Fähigkeiten
vorausgesetzt werden. Standard ist heute die Maßgabe: fließend Englisch in Wort
und Schrift. Das kann aber kaum ein Bewerber wirklich mitbringen. In der
Arbeitspraxis ist das meist auch gar nicht erforderlich - selbst wenn Unternehmen
international tätig sind. Viele Mitarbeiter üben ihre Aufgaben am Schreibtisch
in Deutschland aus und benötigen dafür kaum Englisch, schon gar nicht fließend.
Bewerber sollten sich von englischen Berufsbezeichnungen
nicht einschüchtern lassen. "Man muss die Stellenanzeigen sehr aufmerksam
durchlesen", sagt der Karriereberater Uwe Schnierda aus Bredenbek bei
Kiel. "Oft geht aus den Anzeigen aber nicht eindeutig hervor, was die
Kernaufgaben eines Jobs sind." Dann müssten Bewerber" Feinschliff
betreiben" - also beim potenziellen Arbeitgeber anrufen und nachfragen,
was genau mit einer Stellenbezeichnung gemeint ist. Ein Billing Manager etwa
führt in der Regel die Tätigkeiten eines Buchalters aus. Ein Key Accounter kann
ein Großkundenbetreuer sein, manchmal ist er einfach nur ein Verkäufer.
Und wie findet man heraus, welche Tätigkeiten den späteren
Arbeitsalltag tatsächlich bestimmen? "Nachhaken, in welchem zeitlichen
Verhältnis die Aufgaben zueinander stehen", rät Schnierda. "Hinter
dem Beruf 'Product Management & Sales' kann sich zum Beispiel auch der
Bereich Marketing verbergen." Englische Berufsbezeichnungen sind also oft
schwammig. "Ausschlaggebend ist, ob man sich selbst dort wieder
findet."
Anglizismen im Beruf nerven viele
Anglizismen im Beruf stören viele. Das hat eine Umfrage der
Jobbörse Monster.de unter 2394 Teilnehmern aus Deutschland, Österreich und der
Schweiz ergeben. So finden nur 10 Prozent der Befragten, dass englische
Ausdrücke die Kommunikation vereinfachen. Ein großer Teil (42 Prozent) hält sie
für nervig und unnötig. Und etwa die Hälfte (48 Prozent) meint, sie sollten
nicht überhandnehmen.
Quelle: www.rp-online.de/wirtschaft/beruf vom 07.12.2010