Die gute Nachricht ist: Wenn Sie es bis ins
Vorstellungsgespräch geschafft haben, ist man an Ihnen schon interessiert. Nun
müssen Sie sich verkaufen, Persönlichkeit zeigen und beweisen, dass Sie genau
der richtige Kandidat für die vakante Stelle sind, die Idealbesetzung eben. Oft
vergessen: Dazu gehört auch, gute Rückfragen zu stellen. Diese beweisen Ihre
gründliche Vorbereitung und Ihr Interesse ebenso, wie Sie Ihnen dabei helfen,
mehr über das Unternehmen und dessen Kultur zu erfahren – vorausgesetzt: Sie
stellen die richtigen Fragen…
Achtung dumme Fragen
Natürlich gehört ein wenig Souveränität dazu, solche Fragen
zu stellen. Doch egal wie hoch Ihr Stress gerade ist: Fragen Sie bitte nie nach
Informationen, die Sie locker auch im Internet oder in anderen Medien hätten
vorab recherchieren können. Etwa wie…
Wie viele Mitarbeiter hat Ihr Unternehmen?
Wie alt ist das Unternehmen eigentlich?
Haben Sie auch Filialen im Ausland?
Man sagt zwar immer, es gibt keine dummen Fragen. Diese aber
lassen Sie so aussehen – und schrecklich unvorbereitet.
Stellen Sie lieber kluge Fragen, die nach vorne blicken oder
ein bisschen tricky sind. Ein wirklich guter Arbeitgeber, der nichts zu
verbergen hat und ein Personaler, der tatsächlich Leistungsträger und Talente
einstellen will und nicht nur devote Ja-Sager, wird solche Fragen wertschätzen
und darin einen pfiffigen Kopf mit Potenzial entdecken.
Diese Fragen können Sie im Bewerbungsgespräch stellen
Stellen Sie also ruhig auch einmal diese Fragen:
Warum ist die Stelle vakant?
Sie könnte neu geschaffen sein – oder einfach schwer zu
besetzen sein, weil der Job ein Schleudersitz ist. Die Erwartungen an den
Inhaber sind entweder zu hoch oder die Herausforderungen mit dem Budget und
Team nicht zu schaffen. Besser Sie finden das vorher heraus. Manchmal ist Ihr
Vorgänger auch befördert worden. Klasse! Das könnte für einen sogenannten
Durchlauferhitzer mit guten Beförderungschancen sprechen. Fassen Sie also ruhig
noch weiter nach…
Was zeichnet Ihre besten Mitarbeiter aus?
Die Frage gehört zur Kategorie “tricky”. Vordergründig
wollen Sie wissen, wie das Unternehmen Talent und Leistung definiert. Ganz
nebenbei erfahren Sie aber auch, was man von Ihnen künftig erwartet. Obendrein
erfahren Sie meist auch noch viel über die Unternehmenskultur und wie offen
diese wirklich für neue Ideen ist und diese wertschätzt. Was Sie gleich zur
nächsten Frage bringt…
Wie werden Talente und Stärken bei Ihnen gefördert?
Erfolgreiche Unternehmen entwickeln Ihre Mitarbeiter weiter
und arbeiten dem Peter Prinzip entgegen. Heißt: Sie fördern Ihre besten Seiten
und suchen gleichzeitig die beste Position im Unternehmen dafür – was im
Übrigen ein ständiger Prozess ist. Die Frage danach erinnert den Personaler im
Bewerbungsgespräch daran, dass Sie Ihren Beruf nicht nur für Geld ausüben,
sondern wachsen wollen – und langfristig denken…
Wie sieht Erfolg in den ersten 90 Tagen aus?
Als Neuer genießen Sie anfangs natürlich so etwas wie
Welpenschutz. Sie dürfen viele Fragen stellen, Fehler machen, lernen. Aber
irgendwann wird man von Ihnen erste Fortschritte und Erfolge erwarten. Ziel
dieser Frage ist zugleich herauszufinden, wie diese Erwartungen an Sie aussehen
und wie realistisch diese sind. Insbesondere wie der Job nach 90 Tagen
aussieht…
Welche Herausforderungen erwarten mich in den ersten 90
Tagen?
Ähnlich wie die Frage davor, aber doch ein bisschen anders.
Denn hier interessiert vor allem der Subtext. Die Herausforderungen natürlich
auch – aber wissen Sie schon, wie ehrlich das ist? Eben. Achten Sie daher auf die
Zwischentöne und bohren Sie ruhig ein bisschen nach. Das ist völlig legitim,
schließlich will man Sie reüssieren sehen. Welche Konflikte lauern wo? Wie ist
das Team zusammengesetzt? Wie offen geht das Unternehmen mit Schwierigkeiten
um?
Welchen Herausforderungen muss sich Ihr Unternehmen aktuell
stellen?
Gleiche Frage, nur eine Dimension größer. Gewiss, man wird
Ihnen kaum erzählen, dass die Company kurz vor der Insolvenz steht. Aber
vielleicht erfahren Sie etwas über das (Selbst-)Bewusstsein der Firma – wo
diese aktuell im Markt steht und künftig stehen will. Die wichtigste Frage –
wenn auch verhüllt gestellt – dabei ist natürlich: Befindet sich das
Unternehmen auf Wachstumskurs oder Schrumpfkur?
Warum arbeiten Sie für dieses Unternehmen?
Hier kommt es ein bisschen darauf an, wie Sie die Frage
betonen. Sie darf weder despektierlich noch überrascht klingen, Motto: Was?
Immer noch hier??? Aber mit aufrichtigem Interesse gestellt, entlocken Sie dem
Personaler auf diese Weise ein paar sehr persönliche Einblicke in das
Unternehmen und warum es Spaß macht, dort zu arbeiten. Und mal ehrlich: Kommt
bei der Frage nicht mal der einstellende Personaler ins Schwärmen, sollten die
Alarmglocken nicht klingen, sondern donnern…
Wie heißt es so schön: Wer (richtig) fragt, der führt.
Quelle. www.Karierebibel.de non Jochen Mai am 12. Januar
2014