Es gibt Situationen, in denen Sie einen bestimmten Schritt
gehen müssen, aber keinen Mut dazu haben. Sie erkennen zwar, dass die folgende
Handlung in Ihrem Interesse liegt oder Ihre Gesundheit fördert, schieben es
aber dennoch bis auf die letzte Sekunde hinaus. Diese Situationen können im Job
entstehen, wenn es zum Beispiel um eine Beförderung geht, oder im Alltag, wenn
Sie Zahnschmerzen haben, sich aber nicht zu einem Zahnarztbesuch überwinden
können. Möchten Sie für diese Fälle mutiger werden? Dann versuchen Sie doch mit
folgenden Schritten...
Die Kosten des Zögerns
Alles hat seinen Preis. Auch die Angst, Zögern und Zweifel.
Die meisten suchen zuerst nach Ausreden und Rechtfertigungen, um den nötigen
Schritt nicht (sofort) machen zu müssen. Und die vorgeschobenen Gründe klingen
vielleicht zuerst auch klug und plausibel.
Doch sie kosten. Jedes Mal, wenn wir etwas hinauszögern,
verstärkt es nicht nur das schlechte Gewissen und die Aufregung. Auch schwillt
die Angst noch weiter an. Auf diese Weise entstehen sogar manche Phobien - wie
etwa die gegenüber Spinnen. Und nicht zuletzt auch die Selbstzweifel, ob wir
überhaupt etwas können.
Was oft übersehen wird, sind die (indirekten) Kosten für
Karriere und Gesundheit, die mit dem Hinauszögern regelmäßig einhergehen.
Hier sind einige Beispiele:
Sie haben eine
Fremdsprache gelernt und keinen Schein erworben, weil Sie die Prüfung aus
Prüfungsangst nie abgelegt haben. Ohne den Nachweis können Sie aber diese
Sprachkenntnisse im Lebenslauf nicht angeben.
Sie haben seit
geraumer Zeit Zahnschmerzen, aber fürchterliche Angst vor dem Zahnarztbesuch.
Sobald die Schmerzen unerträglich werden, landen Sie beim zahnärztlichen
Notdienst - die Behandlung ist dann viel aufwändiger und schmerzhafter, weil
sich die Entzündung ausgebreitet hat.
Sie haben sich
nicht getraut, zum Chef zu gehen und um eine Beförderung zu bitten. Jetzt
entscheidet er sich für einen anderen Kandidaten, der mutiger war.
Mut zu haben, bedeutet nicht, keine Angst mehr zu spüren -
beide schließen einander nicht aus. Was Sie brauchen, um mutiger zu handeln,
ist ein realistischeres Bild von der Zukunft und den Konsequenzen des
Nicht-Handelns. Oft überzeichnen Betroffene die Risiken der Aktion und
übersehen die weitaus höheren Kosten des Abwartens.
Mutiger werden - mit diesen Schritten
Möchten Sie mutiger werden, dann sollten Sie Ihre
Entscheidung realistischer reflektieren und kalkulieren – und anschließend
danach handeln. Entschlossenheit lässt sich durchaus fördern - mit diesen
Schritten...
Hemmschwellen
überwinden
Hemmschwellen sind
Blockaden, die aus Erfahrungen, Gewohnheiten und hohen Erwartungen entstehen.
Der erste Schritt wird Ihnen schwerfallen, er erfordert wohl die meiste
Willenskraft auf Ihrem Weg, mutiger zu werden: Konzentrieren Sie sich dazu nur
auf Ihr Ziel, zu dem der Schritt führen soll - nicht auf die Angst vor den
Folgen. So sinken die Hemmschwellen.
Misstrauen
misstrauen
Das Misstrauen
gegenüber unseren Fähigkeiten entwickelt sich aus Situationen, in denen unser
Vertrauen vielleicht schon mal enttäuscht wurde, durch anderen Menschen oder
durch sich selbst. Es ist ein Schutzschild, das dazu dient, andere nicht zu nah
an sich heran zu lassen. Motto: Wer keine Erwartungen hat oder immer vom
Schlimmsten ausgeht, kann auch nicht enttäuscht werden. Sie sollten dennoch
lernen, sich selbst mehr zu vertrauen - insbesondere den eigenen Fähigkeiten.
Misstrauen Sie lieber Ihrem Misstrauen, meist ist es unbegründet. So sinkt auch
die Angst vor den Folgen, und Sie können sich mutiger auf Ihr Ziel zubewegen.
Unabhängiger
werden
Ohne die Angst,
aus dem Rahmen zu fallen, wäre die Existenz einer soziale Gruppe wohl nicht
denkbar. Wir wollen uns zugehörig fühlen - und damit auch von anderen
akzeptiert. Die Kehrseite der Medaille ist: Wir machen uns von der Meinung
anderer abhängig. Nimmt diese Abhängigkeit überhand, blockiert sie unseren Mut.
Jede Entscheidung, jedes Handeln wird zuerst durch eine Art sozialen Filter
geleitet: Wie werden die anderen dann von mir denken? Wahr ist aber: Sie können
es ohnehin nie allen Recht machen. Um mutiger zu werden, sollten Sie daher
lernen und akzeptieren, dass es immer Menschen gibt, die Sie verärgern und die
sich eventuell von Ihnen abwenden. Dazu gehört übrigens auch, Nein sagen zu
können.
Gedankenhygiene
betreiben
Unsere
Gedankenwelt bestimmt massiv unser Handeln. Sprechen Sie beispielsweise gerne
von "Megaproblemen", "katastrophalen Zahlen",
"furchtbaren Desastern"? Nicht? Gut. Denn Katastrophen-Sprecher sind
auch Katastrophen-Denker. Eine derart übersteigerte XXL-Sprache erzeugt erst
recht das Gefühl von Ohnmacht. Mark Aurel, römischer Kaiser und Philosoph, hat
das Prinzip schon seinerzeit treffend formuliert: Das Glück des Lebens hängt
von der Beschaffenheit deiner Gedanken ab. Unser Leben ist das Produkt unserer
Gedanken.
Perfektionismus
ablegen
Hinter dem
Perfektionismus versteckt sich meist das Bedürfnis nach dem Beifall, nach der
Anerkennung und nach dem Schutz vor Schimpf und Schande - es ist der Versuch,
Ihr Bestes zu geben, der durch äußere Umstände motiviert wird. Denken Sie nicht
in solchen Schwarz-Weiß-Kategorien - nur weil etwas nicht perfekt ist, muss es
kein Totalausfall sein. Eher sind es gerade die vielen Fehler, die mutige
Menschen auszeichnen. Weil sie mehr wagen und unternehmen, erreichen Sie auch
mehr. Der Mut kommt dann sogar durch die Fähigkeit, aus diesen Fehlern zu
lernen.
Klein anfangen
Psychologen
vergleichen den Mut gerne mit einem Muskel: Je mehr man diesen trainiert, desto
stärker wird er. Steht Ihnen ein Bewerbungsgespräch oder ein Referat bevor und
sprechen Sie nicht so häufig vor großem Publikum? Dann fangen Sie erst einmal
klein an. Üben Sie zu Hause, lassen Sie Ihre Freunde und Familienmitglieder
zuhören, gewöhnen Sie sich an den Klang Ihrer Stimme, dann an das Publikum. So
werden Sie sicherer und die Angst zu versagen sinkt.
Deadlines setzen
Nutzen Sie die
72-Stunden-Regel: Alles was Sie sich vornehmen, müssen Sie auch in den nächsten
72 Stunden beginnen, sonst sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass Sie diesen
Schritt machen, auf ein Prozent. Machen Sie einen Termin beim Zahnarzt oder
beim Chef. Wollen Sie ein ernstes Gespräch mit einem Freund oder
Familienmitglied führen, machen Sie ein Treffen aus und gehen Sie auch dahin –
am besten so zeitnah, wie möglich, damit Sie nicht lange darüber nachdenken
müssen und Ihre Entschlossenheit nicht schwindet.
Unterstützung
holen
Reden hilft. Sind
Sie sich der Risiken und Folgen bewusst, haben aber immer noch keinen Mut, den
ersten Schritt zu wagen, sprechen Sie mit jemandem darüber. Erklären Sie Ihre
Beweggründe, sprechen Sie Ihre Pro- und Contra-Argumente laut aus. Auch wenn
die Gefahr besteht, dass der Gesprächspartner nicht derselben Meinung ist - das
Aussprechen Ihrer Motivation macht diese lebendig. Und Sie selbst mutiger.
Quelle: Von Vera Moor am 08. August 2016 , http://karrierebibel.de/mutiger-werden/