Nicht die Dinge selbst beunruhigen die
Menschen, sondern die Meinungen und die Beurteilungen über die Dinge.
Die Wahrheit siegt durch sich selbst. Die
Lüge braucht stets einen Komplizen.
Bedenke, dass du nur Schauspieler bist in
einem Stücke, das der Spielleiter bestimmt.
Habe täglich den Tod vor Augen; das wird
dich vor kleinlichen Gedanken und vor maßlosen Begierden bewahren.
Nicht Sprüche sind es, woran es fehlt, die
Bücher sind voll davon - woran es fehlt, sind Menschen, die sie anwenden.
Verlange nicht, daß das was geschieht, so
geschieht wie du es wünschst, sondern wünsche, daß es so geschieht, wie es geschieht,
und dein Leben wird heiter dahinströmen.
Wie die Sonne nicht auf Lob und Bitte
wartet, um aufzugehen, sondern eben leuchtet und von der ganzen Welt begrüßt wird,
so darfst auch du weder schmeicheln noch Beifall brauchen, um Gutes zu tun.
Man darf das Schiff nicht an einen einzigen
Anker und das Leben nicht an eine einzige Hoffnung binden.
Wenn du gut sein willst, dann nimm zuerst
an, daß du schlecht bist.
Weise ist der Mensch, der nicht den Dingen
nachtrauert, die er nicht besitzt, sondern sich der Dinge freut, die er hat.
Der Mensch hat zwei Ohren und eine Zunge,
damit er doppelt so viel hören kann, wie er spricht.
Lache nicht zu viel, nicht über alles und
nicht überlaut.
Es sind nicht die Dinge, welche die
Menschen beunruhigen, sondern ihre dogmatische Sicht von den Dingen.
Gleich wie die Sonne, damit sie aufgehe,
nicht auf Gebet oder Beschwörung harrt, sondern einfach scheinet und von den Menschen
mit Freuden empfangen wird; also sollst auch du nicht auf Beifall, Anklopfen und
Lob warten, damit du Wohltaten erzeigest. Tue sie freiwillig, so wirst du auch
wie die Sonne geliebt.
Es ist viel dringender erforderlich, die
Seele als den Körper zu heilen, denn der Tod ist besser als ein schlechtes
Leben
Wer dem unausweichlichen Schicksal sich in
rechter Weise fügt, der gilt als weise uns und kennt der Götter Walten.
Bleibe deinen Vorsätzen wie gewöhnlichen
Gesetzen treu - in der Überzeugung, dass du eine gottlose Tat begehst, wenn du
sie missachtest.
Deine Aufgabe ist, die Rolle, die dir
zuerteilt wurde, gut zu spielen; die Auswahl der Rolle steht einem andern zu.
Es gibt nur einen Weg zum Glück und der
bedeutet, aufzuhören mit der Sorge um Dinge, die jenseits der Grenzen unseres
Einflussvermögens liegen.
Die Schienbeine und die Hoffnung sollte man
nicht zu weit hinausstrecken.
Nicht Tatsachen, sondern Meinungen über
Tatsachen bestimmen das Zusammenleben.
Setze dir ein Muster und Vorbild und lebe
danach, sowohl wenn du allein bist, als wenn du unter Leute kommst.
Als Sklave gelangte Epiktet nach Rom, wo er in Kontakt mit stoischen
Lehren kam und auch selbst zu unterrichten begann. Aus Rom vertrieben
begründete er in Nikopolis eine Philosophenschule,
an der er bis zu seinem Tod lehrte. Epiktet trennt strikt zwischen Dingen und
Zuständen, die sich außerhalb der menschlichen Macht befinden und daher als
gegeben angenommen werden müssen, und solchen, die das Innerste des Menschen
betreffen und daher ausschließlich Gegenstand seines Einflusses sind.
Quelle: Epiktet, griechischer
Philosoph, um 50 - ca. 138 nach Christus