Schon immer drückte Kleidung aus, wer zu einer
gesellschaftlichen Gruppe gehört – und wer nicht. Bis zum Ende des 18.
Jahrhunderts wurden solche Kleiderordnungen für die jeweiligen Stände durch
Landsherren, Reichstage oder Stadträte erlassen. Heute dagegen sind moderne
Dresscodes nur noch Konventionen, stillschweigende Übereinkünfte seitens eines
Gast- oder Arbeitgebers. Dennoch sollte man sich mehrheitlich daran halten.
Andernfalls riskiert man den Ruf eines Kleiderrebellen oder Kretins. Deshalb
heute:
Kleiderordnungen und gesellschaftliche Anlässe
Casual
Bedeutet gehobene Freizeitkleidung. Also: gebügelte
Baumwollhose, Polohemd und Jackett. Oder offenes Hemd (nie mehr als zwei
Knöpfe) und Pullover über der Schulter. In den USA, insbesondere an der
Westküste, sind zu Casual auch Jeans und T-Shirts erlaubt, an der Ostküste
dagegen eher Khakis, Poloshirt und Blazer. Manhattans Version des New York
Casual sowie des Smart Casual sind wiederum eleganter: Hier sollte das
Poloshirt gegen ein farbiges Button-down-Hemd eingetauscht werden. Beim
Business Casual sollten sich die Gäste noch etwas mehr herausputzen: Frauen
tragen ein Kostüm oder Hosenanzug; Männer eine Kombination, die Krawatte kann
dafür im Schrank bleiben. Die verwandte, aber gehobene Variante des Business
Attire erlaubt den Männern farblich zwar auch blau oder braun – hier ist der
Anzug allerdings ein Muss. Ebenso die Krawatte. Manschettenknöpfe werden dazu
ebenfalls angelegt, sind aber kein Muss. Frauen tragen in beiden Varianten Kostüme.
Die Schuhabsätze sollten nicht zu hoch sein und die Zehen nicht sichtbar.
Smart Casual
Meist bei Einladungen, die unmittelbar nach der Arbeit
beginnen, zum Beispiel Empfänge, Vorträge, Ausstellungen, Geschäftsessen. Hier
ist konservative Geschäftskleidung erlaubt. Also keine Brauntöne (auch nicht
bei den Schuhen). Sie kann dazu auch einen Hosenanzug tragen. Große Handtaschen
mit Schulterriemen sind dazu allerdings ein Fauxpas. Zu Hosenanzug oder Kostüm
gehen ausschließlich Clutchbags – kleine Handtäschchen, ohne Riemen. Und bei
der Rocklänge gilt im Business: Nie kürzer als eine Handbreit über dem Knie.
Der Kostümrock sollte zudem nicht zu eng sitzen und beim Stehen keine Falten
werfen.
Informal
Wird gerne zu Abendveranstaltungen gewählt, sollte aber
keinesfalls wörtlich genommen werden. Im Klartext heißt das: Für Damen sind
halblange, elegante Kleider angezeigt, für die Herren dunkelgraue oder schwarze
Anzüge.
Black Tie
Wird oft bei offiziellen Abendanlässen oder Dinner verlangt.
Er trägt dann schwarzen Smoking, Hemd mit verstärktem Kragen und
Doppelmanschetten, Kummerbund und Einstecktuch, schwarze Fliege, schwarze
Schuhe. Sie trägt eine schwarze lange Robe, Abendtasche (kleiner als der Kopf).
Die Accessoires dürfen farbig sein.
White Tie
Gilt meist bei hochoffiziellen Abendanlässen und Bällen. Er
trägt dabei schwarzen Frack und Hose, weiße Weste mit tiefem Ausschnitt,
Stehkragenhemd mit umgebogenen Ecken und verdeckter Knopfleiste, weiße Fliege,
Lackschuhe. Sie: Bodenlanges Abendkleid in Schwarz, Weiß oder Grau (Schultern
bei der Ankunft bedeckt). Zu dem langen Ballkleid trägt Sie geschlossene Schuhe
sowie Seidenstrümpfe. Findet der Ball im Hochsommer statt, kann Sie auch hohe
Sandaletten tragen – dann allerdings ohne Seidenstrümpfe. Die Faustregel:
geschlossene Schuhe immer mit Strümpfen!
Cocktail
Selten, kommt aber bei eleganten Partys und Vernissagen ab
16 Uhr vor. Er: Hochgeschlossener dunkler Anzug, Hose mit Bügelfalte, Hemd,
dunkle Krawatte und lässigen Schnürschuh. Sie: Das kleine Schwarze. Schultern,
Dekolleté und Bein (erst ab Knie) dürfen gezeigt werden.
Cut
Wird manchmal noch zu Hochzeiten und festlichen Empfängen
bis 16 Uhr verlangt. Der Mann trägt dabei ein schwarzes Schoßsakko mit
durchlaufend geschwungener Vorderkante (Cut), Streifenhose ohne Umschlag,
weißes Kragenhemd, graue Weste und Krawatte. Sie: Kostüm in dezenter Farbe mit
langem Arm und Knie bedeckendem Rock. Schuhe: hoch, möglichst geschlossen.
Herrenhemden
Bei Herrenhemden gibt es ein paar Qualitätsmerkmale, an
denen das geschulte Auge sofort erkennt, wie viel Klasse der Träger besitzt.
Das geht schon bei den Nähten los: Gute Hemden haben rund acht Stiche pro
Zentimeter. Zudem ist der Übergang von der Manschette zum Ärmel mehrfach
gefaltet und es gibt einen kleinen zusätzlichen Knopf oberhalb der Manschette,
der ein Auseinanderklaffen verhindert. Die Spitzen eines perfekt geschnittenen
Hemdes berühren die Hemdbrust und heben sich auch in der Bewegung nicht ab.
Männer mit langem, schlankem Hals wählen möglichst einen hohen Kragen; Männer
mit dickem, kurzem Hals eher schmale Kragen. Einfarbige weiße oder blaue Hemden
werden zu offiziellen Anlässen getragen. Gestreifte Hemden sind fürs Business,
Karos oder andere Muster eher für die Freizeit gedacht.
Anzüge und Jacketts
Fauxpas passieren manchmal an Stellen, an denen Mann sie gar
nicht vermutet: Beim Jackett und dessen Knöpfen zum Beispiel. Oft werden diese
falsch geschlossen. So ist es richtig:
Zweireiher Werden immer geschlossen, egal wie heiß es ist.
Jackett mit zwei Knöpfen: Ein Knopf geschlossen, wahlweise
der untere oder der obere.
Drei-Knopf-Sakko Zwei Alternativen: Die beiden oberen Knöpfe
geschlossen oder nur der mittlere.
Vier-Knopf-Sakko Die beiden mittleren oder die drei oberen
Knöpfe werden geschlossen.
Fünf-Knopf-Sakko Alle Knöpfe bis auf den untersten bleiben
geschlossen.
Frack Wird immer offen getragen.
Weste Alle Knöpfe bis auf den untersten bleiben immer (!)
geschlossen.
Beim Hinsetzen – etwa zu Lunch oder Dinner – können alle
Knöpfe geöffnet werden. Ausnahme: Zweireiher – der bleibt immer zu! Beim
Aufstehen, wenn Sie jemanden begrüßen wollen, werden die Knöpfe vorher aber
wieder geschlossen. Das gilt auch für Blazer bei den Damen. Und unter Sakkos
werden niemals (!) kurzärmlige Hemden getragen. Die Hemdmanschette muss unter
dem Ärmel herausschauen. Die perfekte Länge ist erreicht, wenn die Ärmel des
Sakkos knapp über dem Handrücken an der Daumenwurzel enden und die
Hemdmanschette circa einen Zentimeter herausschaut. Der Hemdkragen liegt eng am
Hals an und ragt ebenfalls einen Zentimeter aus dem Anzugkragen heraus. In
Gegenwart einer Dame gilt es nach wie vor als stillos das Jackett abzulegen.
Wer seinen Anzug durch ein Einstecktuch und eine Krawatte
ergänzt, sollte folgendes beachten: Das Einstecktuch ist klassisch aus weißer
Bauwolle oder moderner aus farbiger Seide oder Cashmere. Es hat niemals (!)
dasselbe Muster wie die Krawatte, passt aber farblich harmonisch dazu. Die
Krawatte wiederum reicht exakt bis zur Gürtelschnalle – nicht länger, nicht kürzer.
Ebenso wichtig für das Bindegwebe: Der Knoten darf nie so dick werden, dass er
den Kragen vom Hemd abdrückt. Selbst wenn man(n) seinen Kopf dreht, müssen die
Kragenecken liegen bleiben. Zudem sollten Sie bei Anzügen mit Gürtelschlaufen
immer einen Gürtel tragen. Dessen Farbe ist identisch mit der der Schuhe. Die
Schnalle ist möglichst schlicht und kaum breiter als der Gürtel. Unnötig zu
erwähnen, dass Sie unter Anzügen dunkle Kniestrümpfe (farblich passend zu den
Schuhen) tragen. Ansonsten besteht die Gefahr, im Sitzen weiße Stoppelbeine zu
entblößen. Das will keiner sehen.
Schuhe
Schuhe sind Verräter. Ausgelatschte, ungepflegte oder
schmutzige Galoschen enttarnen jedes noch so perfekte Outfit als pure
Verkleidung. Ungepflegtes Schuhwerk kann ein echter Stolperstein für die
Karriere sein (bei der Partnerwahl übrigens auch – Frauen achten besonders
darauf!). Das Beste ist ein Maßschuh aus Pferdeleder. Das kann sich allerdings
nicht jeder leisten. Zur Standardausstattung, die gibt es auch als Konfektionsware,
gehören zumindest aber: Ein Paar schwarzer Schnürschuhe. Besonders geeignet ist
der Oxford, der geht im Büro zu Nadelstreifenanzug genauso wie zu
Staatsempfängen, zu Cut oder Casual. Er ist glatt und hat eine schlichte
lederne Kappe. In Braun passt er auch sehr gut zu Sportjacketts oder
Tweedanzügen. Der Semi-Brogue wiederum eignet sich gut zu gemusterten Anzügen
oder weicheren Anzugstoffen. Auch er hat eine Kappe, die weist aber bereits
dezente Lochmuster wie beim Brogue auf. Der Full-Brogue oder auch Budapester
genannt, ist der Klassiker unter den Business-Schuhen. In Schwarz passt er
ideal zu Anzügen aller Art, wirkt aber auch immer etwas konservativ. Das
typische an ihm ist das Lochmuster auf der geschwungenen Kappe und an den
Seitenflügeln. In Braun passt er auch gut zu Sportanzügen, Tweed, Flanell, Cord
und Moleskinhosen. Doch Vorsicht: In konservativen Kreisen wird Braun nur bis
18 Uhr getragen. Sportlicher ist der Derby: Er hat eine offene Schnürung, die
Seitenteile sind auf das Vorderteil genäht, das Vorderblatt geht in die Zunge
über. Er ist in Südeuropa sehr beliebt. Die jugendliche Variante des Derby ist
der Norweger. Ausschließlich in die Freizeit dagegen gehört der Loafer. Das ist
ein Halbschuh, in den man bequem hineinschlüpfen kann (wie Slipper oder
Mokassin).
Der Monk wiederum ist ein Schuh mit Schnallen. Er sollte
konservativen Treffen möglichst fern bleiben. Im Büro aber ist er völlig okay.
Die richtige Schuhpflege gehört ebenfalls zum Dresscode wie
die Wahl der richtigen Treter. Das Wichtigste sind dabei Schuhspanner – sowohl
für Herren- wie für Damenschuhe. Jeder Schuh sollte nach dem Tragen sofort
eingespannt werden, damit sich keine Falten bilden. Idealerweise sind die
Spanner aus unbehandeltem Zedernholz. Dann nehmen sie unangenehme Gerüche und
Feuchtigkeit auf. Gut ist auch, wenn sie eine Nummer kleiner sind als die
Galoschen, damit sie diese beim Ausspannen nicht weiten. Und: Nach dem Tragen
braucht jedes Paar Lederschuhe 48 Stunden Ruhe. Leder wird durch das Tragen
immer etwas feucht. Jeder Fuß sondert Körperflüssigkeit ab, deshalb hat man
noch lange keine Schweißfüße. Im Normalfall reicht dafür der hölzerne Spanner.
Wer stärker geschwitzt hat, sollte die Puschen gründlich austrocknen lassen.
Aber nicht auf der Heizung! Dann wird das Leder nachhaltig beschädigt. Am
besten stopft man nasse Schuhe mit Zeitungspapier aus, Schuhe mit Ledersohle
werden zum Trocknen schräg aufgestellt. Und Schweißflecken am Außenleder kann
man mit Zitronensaft entfernen. Bei hellem und empfindlichem Leder eignet sich
stattdessen Trinkmilch.
Lackschuhe wiederum dürfen nicht mit Schuhcreme eingerieben
werden, sonst werden sie blind. Auch hier hilft Milch. Glycerin hält das
Lackleder zudem elastisch. Abgestoßene Absätze und Schuhspitzen sind natürlich
ein Fauxpas. Bei schwarzen Schuhen kann man diese Stellen zwar kurzfristig mit
Schuhcreme einreiben, dauerhaft hilft aber nur ein so genannter Ausputzer oder
Farbcreme. Vorsicht: Gute Farbcremes haben es in sich: Sie färben so ziemlich
alles dauerhaft, was damit in Berührung kommt: Hände, Böden, Textilien. Daher
besser alte Kleidung und Latex-Handschuhe tragen. Kleinere Kratzer in
schwarzen, glänzenden Highheel-Absätzen lassen sich auch mit schwarzem
Nagellack kaschieren. Ideal zum Polieren von Schuhen ist übrigens ein
zusammengeknüllter Nylonstrumpf. Durch die Reibungshitze schmilzt die
Oberfläche der Pflegemittelschicht leicht an – es entsteht ein besonders
schimmernder Glanz.