Kürzlich beobachtete ich in der Aula der Schule meines
Sohnes eine Reinigungsfachkraft, die mit ihrem Staubwedel eine Wolke nach der
anderen aufstieß. Am Ende war nichts sauber, aber alles dreckig. So ist es nach
mancher Bewerbungsoptimierung, oft schnell mal auf einer Karrieremesse
dazwischengeschoben oder ein einer halben Stunde erledigt. Das Ergebnis sehen
wir in unserer Praxis: „Warum kassiere ich nur Absagen? Es ist doch optimiert!“
sagen viele. Scheinbar: Denn vom vielen Staub sind die wichtigen Informationen
verdeckt…
Formalia statt Fundamentaldaten
„Die Unterschrift muss aber unter den Lebenslauf und das
Datum auch!“ Oder „Tabellarisch muss es sein!“ Sonst würden einige Personaler
den CV eiskalt aussortieren. Die meisten Optimierungen konzentrieren sich auf
Oberflächlichkeiten. Da wird „hübsch“ gemacht, aber nicht an den
Fundamentaldaten gearbeitet, also Bildungsabschluss, Berufserfahrung und
Erfolge. Dabei steckt oft sehr viel mehr Information in einem Lebenslauf als
zunächst sichtbar ist. Diese herauszuarbeiten, kostet Zeit. Gerade die neueren
Studienabschlüsse müssen oft erklärt werden. Was hat man im „Master Coaching
und Mediation“ eigentlich genau gelernt? Was hat man in seiner beruflichen
Praxis nicht nur einfach „erledigt“, sondern erfolgreich gemacht – verändert,
optimiert, erweitert, verbessert…
Wie es besser geht:
Je länger Sie in einem Job waren, desto mehr werden Sie
vergessen haben, was Sie genau gemacht haben. Es wird Ihnen normalerweise auch
schwerfallen, Erfolge zu benennen. Weiter können Sie möglicherweise gar nicht
richtig einschätzen, was relevant für den Arbeitsmarkt ist und bei Personalern
und Fachentscheidern ankommt. Falls Sie es nicht selber schaffen, lassen Sie
sich beim Herausarbeiten und Bewerten dieser Punkte helfen. Diese Investition
ist teurer, oft aber wichtiger als ein Quick-Check.
Wunsch und Wirklichkeit klaffen auseinander
Der Bewerber stellt sich beispielsweise Google als
Traumarbeitgeber vor, hat aber bisher nur für die freie Tankstelle seines
Onkels SEO-optimiert. Andere streben auf einen Massenmarkt mit dichter
Konkurrenz, etwa ins Produktmanagement einer Konsumentenmarke. Hier ist die
Konkurrenz oft besonders stark, was Chancen für alle minimiert, deren
Lebenslauf nicht exakt die vom Unternehmen gewünschte Erfahrungslinie aufweist.
Bei der Schnell-Optimierung einer Bewerbung, ist die Passgenauigkeit CV-Ziel
leider selten Thema.
Wie es besser geht:
Passen Lebenslauf und Ziel zusammen? Solche Fragen können
oft nur erfahrene Berater und Branchenspezialisten sicher beantworten, auch
manche Headhunter. Weiterhin empfehle ich Ihnen, sich bei Xing Lebensläufe von
Personen anzusehen, die bei Ihrem Wunschunternehmen machen, was Sie sich
wünschen. Welche Informationen haben die in Ihrem CV?
Der Bewerbungsweg wird nicht beachtet
Welchen Weg wird die Bewerbung nehmen? Geht sie über ein
Bewerbungsformular, E-Mail, persönliche Kontakte, Stelleninserate? Das ist ein
Unterschied! Immer noch werden pauschal „Mappenchecks“ verkauft. Die
Bewerbungsstrategie wird weder hinterfragt noch besprochen.
Wie es besser geht:
Nicht jeder braucht die gleiche Strategie. Es gibt
Lebensläufe, die sich sehr gut initiativ „verkaufen“, andere Bewerber sollten
sich eher auf Anzeigen konzentrieren, wieder andere auf Netzwerke. Davon
ausgehend kann man Maßnahmen bestimmen: Wer sich Online über ein Formular
bewirbt, sollte sein Augenmerk auf den Lebenslauf legen. Wer sich initiativ
bewirbt, braucht ein sehr gutes Anschreiben. Wer auf ein Stelleninserat
reagiert muss vor allem argumentieren und seinen CV darauf abstimmen. Wer über
Online-Netzwerke agiert, braucht die richtigen Keywords.
Konzentration auf das Anschreiben und weiche Argumente
Das Anschreiben ist für manche Zielgruppenbewerbungen ein
wichtiger Türöffner. Sonst interessiert es nur ganz wenige Unternehmen. Die
meisten Personaler und Headhunter checken den Lebenslauf. Da
Bewerbungsoptimierung, sorry, oft von Frauen angeboten wird, ist der Blick auf
Argumente mitunter zu weiblich. Da werden mehr softe Argumente betont, wo harte
Facts wichtig wären. Selten interessiert das „was Sie sonst noch über mich
wissen sollten“ bei einer Position über 50.000 Euro Jahresgehalt.
Wie es besser geht:
Personaler wollen schnell sehen, was wichtig ist. Dabei geht
es nicht um viel Information, sondern um die richtige. Die Positionierung des
Bewerbers muss sofort klar werden und damit die Frage „wofür steht jemand“.
Keine Erfolgskontrolle
Ich frage mich, warum niemand die Staubwedelei von
Reinigungsfachkräften kontrolliert. Und warum so wenige Bewerbungsberater den
Erfolg ihrer Arbeit prüfen (über die Referenz des Kunden hinaus, denn die sagt
ja nichts über Wirksamkeit). Viele sehen Bewerbungsberatung als einmalige
Aktion, was sie nicht ist. Die meisten Bewerbungsprojekte dauern mehr als drei
Monate, viele mehr als ein halbes Jahr.
Wie es besser geht:
Eine Kennzahlenmanagement ist ganz einfach eingeführt: Wie
viele Einladungen pro zehn Bewerbungen vor der Optimierung, wie viele danach?
Wie viele Zweitgespräche auf Erstgespräche, wie viele Angebote auf
Zweitgespräche. Das ermöglicht es auch, immer wieder nachzubessern und den Kurs
zu ändern. Denn es sind nicht die Unterlagen für sich, sondern die Kombination
aus Fundamentaldaten, Bewerbungszielen, Bewerbungsstrategie und Unterlagen, die
den Erfolg ausmachen.
Quelle: www.karrierebibel.de von Svenja Hofert am 18. Juni
2014 Bewerbung