Personaler haben nun mal wenig Zeit. Meistens bekommen sie mehr Bewerbungen als Stellen verfügbar
sind. Wenn sie überhaupt jemanden einstellen, dann Kandidaten, die in der Lage
sind, aussagekräftige Bewerbungen zu formulieren, die schnell auf den Punkt
kommen. Ebenso wenig schätzen sie Massensendungen aus dem Baukastensystem. Wer
am Tag mehrere Bewerbungen liest, merkt schnell, welche davon individuell
formuliert wurde und welche aus der Stanzmaschine stammt. Noch schlimmer ist
nur noch, sich vorher nicht ausreichend über das Zielunternehmen informiert zu
haben und deshalb weder auf die angegebenen Anforderungen einzugehen, noch den
Adressaten der Bewerbung anzusprechen. Darüber hinaus gilt es weitere (leider
immer noch vorkommende) Bewerbungssünden zu vermeiden. Prüfen Sie Ihre
Bewerbungsunterlagen also kritisch, ob nicht doch einer der hier genannten
Fehler enthalten ist. Im Zweifel kann das darüber entscheiden, ob Sie zum
Vorstellungsgespräch eingeladen werden – oder nicht:
Allgemeine Fehler in den Bewerbungsunterlagen
Falsche Form. Gemeint ist hier online oder postalisch.
Manche Unternehmen wollen ausdrücklich nur noch eine Online-Bewerbung. Das zu
ignorieren, deutet auf Renitenz und ist schlicht eine Frechheit.
Die Bewerbung wurde nicht ausreichend frankiert. Manche
Firmen nehmen solche Unterlagen erst gar nicht an: return to sender.
Die Bewerbung wurde nicht in eine Mappe geheftet, sondern
die Seiten zusammengeheftet, gefaltet und so verschickt. Falsch! Einzig richtig
ist eine Din-A4-Mappe, die in einen Umschlag gesteckt wird. Falten ist absolut
tabu!
Die Bewerbungsmappe sieht benutzt aus. Kein Personaler mag
das Gefühl zweite oder gar fünfte Wahl zu sein. Versenden Sie Unterlagen
deshalb nur einmal.
An der Bewerbungsmappe klebt noch ein Preisschild. Tödlich!
Der Verdacht: Wer schon bei der Eigenwerbung nicht sorgfältig und akkurat ist,
ist es vermutlich auch nicht im Job.
Die Dokumente sind minderwertig kopiert (schwarze Ränder,
Kopierecken) oder schmutzig (Eselsohren, Fettflecken). Wer schon bei der
Eigenwerbung nicht sorgfältig und akkurat ist, ist es vermutlich auch nicht im
Job.
Die einzelnen Seiten wurden in Klarsichtfolien geheftet.
Nette Idee, um die Mappe aufzuwerten. Tatsächlich aber kommt beim Personaler
an: Die Mappe schmuddelt so schnell nicht ein, die kann ich auch ein zweites
Mal verwenden.
Das Schriftbild ist uneinheitlich. Verwenden Sie nur eine
Schrifttype (wenn möglich unbedingt die Arial oder Times) sowie einheitliche
Einzüge, Linien und Abstände. Die Bewerbung bekommt sonst einen
Patchwork-Charakter.
Die Bewerbung ist nicht klar strukturiert. Die richtige
Reihenfolge der Unterlagen ist immer: Anschreiben, Deckblatt (mit
Bewerbungsfoto), Lebenslauf, Zeugnisse, Zertifikate, Praktikumsbescheinigungen.
Die Bewerbungsunterlagen wurden doppelseitig kopiert. Das
wirkt nicht nur kleingeistig – sondern schlicht auch weniger elegant.
Die Unterlagen enthalten Tippfehler, Kommafehler,
Grammatikfehler. Ein schwerer Fauxpas, der Zweifel an der Bildung,
Ernsthaftigkeit und Sorgfalt nährt.
Fehler beim Anschreiben
Die Firmenadresse ist falsch oder unvollständig geschrieben.
Der Bewerber beweist: Ich will zwar einen Job, kenne aber nicht mal den genauen
Unternehmenssitz.
Der Name des Adressaten ist falsch geschrieben. Das nehmen
Personaler immer persönlich. Namen sind heilig!
Die persönliche Ansprache fehlt. Wer seine Bewerbung mit
„Sehr geehrte Damen und Herren“ beginnt, zeigt, dass er vorher nicht
ausreichend recherchiert hat und die Bewerbung höchstwahrscheinlich eine von 50
ist.
Das Datum fehlt. Auch das ein mögliches Indiz für eine
Massenbewerbung.
Die Anrede ist unpassend bis salopp: „Hallo Herr Müller“
statt „Sehr geehrter Herr Müller“.
Es wurden keine Absätze gemacht. Das Ergebnis ist ein
unübersichtlicher, abschreckender Textblock. Idealerweise sollte ein Absatz
aber nicht länger als acht bis zehn Zeilen sein.
Das Anschreiben enthält die typischen Floskeln aus
Bewerbungsratgebern. Fantasielos! Solche Ratgeber lesen Personaler auch. Also
selber kreativ (um)formulieren! Absolut tabu ist der Einstieg: „Hiermit bewerbe
ich mich auf…“
Zur Selbstwerbung werden nur Klischee-Adjektive benutzt:
„Ich bin kreativ, kommunikativ, innovativ, dynamisch, teamorientiert,
kritikfähig, organisiert, blablabla.“ Das kann jeder behaupten – glaubt aber
keiner. Besser: Beschreiben Sie diese Fähigkeiten anhand konkreter Leistungen
oder Situationen. Das wirkt viel überzeugender.
Keine Motivation. Bei aller Selbst-PR bleibt das Motiv für
die Bewerbung, beziehungsweise genau für dieses Unternehmen arbeiten zu wollen
völlig unklar.
Zu viel Eigenlob. Nichts stößt mehr ab als ein eitler
Selbstdarsteller. Auch wer später im Vorstellungsgespräch zu lange redet,
kassiert Minuspunkte. Das kam bei einer Studie der Personalberatung Korn/Ferry
International unter 212 Personalberatern heraus. Luftpumpen, die sich als
Gottes Gabe an die Wirtschaft verkaufen, fallen mehrheitlich durch.
Zu viele Sätze, die mit Ich beginnen. Sprachliche Varianz
bereitet nicht nur mehr Lesevergnügen, sondern wirkt auch weniger egozentrisch.
Die Bewerbung wurde mit der Hand geschrieben. Auch wenn
manche Unternehmen auf Graphologie schwören. Reichen Sie Bewerbungsunterlagen
nur in gedruckter Form ein – es sei denn, es wird ausdrücklich eine
Schriftprobe verlangt.
Der Kandidat passt nicht. Das Bewerbungsschreiben geht nicht
auf die in der Stellenanzeige ausgewiesenen Anforderungen ein. Eine Chance
haben nur 99- bis 100-Prozent-Kandidaten. Wer die genannten Pflichtkompetenzen
nicht mitbringt, braucht sich nicht zu bewerben.
Der Bewerber stellt selbst Forderungen, Motto: Was ich mir
von dem Job erwarte. Solche Aussagen gehören in das Vorstellungsgespräch. Im
Anschreiben geht es darum, ein flammendes Plädoyer für sich und seinen Nutzen
für das Unternehmen zu formulieren. Sie bewerben sich – nicht das Unternehmen
bei Ihnen!
Die genannten Daten (etwa zur Dauer des letzten Jobs)
widersprechen sich. Entweder der Bewerber leidet an Spontan-Alzheimer oder er
ist schludrig. Beides ein K.O.-Kriterium.
Superlative, Anbiederei und Schleimereien verbieten sich
kategorisch. Dass Sie den Job wollten, weil der CEO so „wahnsinnig visionär“
ist, glaubt Ihnen sowieso keiner. Und um den Job zu betteln degradiert Sie zum
Mickerling und Bittsteller.
Wiederholungen. Das Anschreiben ist – wie oben schon erwähnt
– vor allem ein Motivationsschreiben und keine Wiederholung der wesentlichen
Stationen aus dem Lebenslauf. Das ist redundant und nötigt dem Personaler
doppelte Lesungen auf.
Romane. Länger als eine Seite sollte ein pointiertes
Anschreiben nicht sein. Maximal eine halbe zweite Seite ist gerade noch
tolerierbar.
Die Unterschrift fehlt.
Fehler beim Bewerbungsfoto
Ganzkörperaufnahmen. Wenn Sie sich nicht gerade als Model
oder Stewardess bewerben, gehört sich ein Porträtfoto, das Sie im Dreiviertelprofil
zeigt.
Das Foto ist unscharf, körnig oder (falls digital eingebaut)
pixelig.
Das Bewerbungsfoto ist zu klein oder zu groß. Die
Standard-Formate sind 4×6 oder 6×9 Zentimeter.
Das Bild wurde offenbar in der Freizeit geschossen (am
Strand, auf dem Sportplatz, zwischen Tür und Angel). Selbst bei Porträts lässt
sich das zuweilen am Hintergrund erkennen. Der aber sollte i der Regel neutral
sein.
Unpassende Kleidung. Ihr Outfit – wie das gesamte Lichtbild
– sollte zum angestrebten Job passen:
Wenn Sie Banker werden wollen – sehen Sie aus wie ein
Banker! Wollen Sie in einer hippen Werbeagentur anheuern – sehen Sie bloß nicht
aus wie ein Banker! Sondern wie ein Werber. Das ist aber schon fast die
Ausnahme. Ein Minimum an Seriosität schadet nie.
Falsche Position. Die Abzüge gehören auf das erste Blatt des
Lebenslaufs – und zwar oberhalb der ersten Zeile. Ob rechts oder links, hängt
davon ab, in welche Richtung die Nase zeigt. Die Faustregel: immer in die Seite
hineinschauen! Standard ist allerdings die rechte Position.
Falsch befestigt. Das Bewerbungsfoto wird immer mit einem
Klebestift eingefügt, nicht mit einer Büroklammer. Das sieht hässlich aus und
wirkt als wollten Sie das Lichtbild später noch mal verwenden. Wer das Foto
digital in den Lebenslauf integriert, sollte darauf achten, das eine möglichst hohe Auflösung
verwendet wird und damit der Druck besser wird.
Das Bewerbungsfoto ist abgenutzt, verknickt, vergilbt. Wie
bei allen Bewerbungsunterlagen gilt auch für das Foto: möglichst nur einmal verwenden!
Das Bewerbungsfoto ist alt. Sprich: Sie sind inzwischen
schon einige Jahre älter und sehen auch anders aus. Spätestens beim
Jobinterview führt das zu Irritationen und sät das ungute Gefühl, auch andere
Angaben in Ihrer Bewerbung könnten nicht ganz aktuell und wahrheitsgetreu sein.
Sie lächeln nicht. Lächeln ist Pflicht, denn das macht
sofort sympathisch. Einen Muffelkopp dagegen mag kaum einer einstellen.
Fehler beim Lebenslauf
Wichtige Angaben zur Person fehlen: Name, Geburtstag,
Geburtsort, aktuelle Adresse, Telefonnummer, E-Mail-Adresse, eventuell auch
eine eigene Webseite.
Die E-Mail-Adresse ist infantil bis unseriös. Absolut
verboten sind Adressen wie Lilalaunebaer@email.de oder Sexymaus666@email.de.
Neutral ist immer besser: Vorname.Nachname@Serviceprovider.de.
Prosa. Der Lebenslauf ist eine reine Faktensammlung: kurz,
knapp, knackig. Stichworte reichen, Kommentare sind tabu.
Der Lebenslauf ist lückenhaft. Ein Klassiker. Soll hier eine
Arbeitslosigkeit, eine Phase der Orientierungslosigkeit oder gar ein
Gefängnisaufenthalt verschleiert werden?
Es fehlen Angaben. Wichtig sind Schulbildung, Ausbildung,
Berufserfahrungen und exakte Beschreibung der vergangenen Tätigkeiten inklusive
der genauen Zeiträume.
Angaben zum Beruf der Eltern. Das ist antiquiert und stammt
noch aus einer Zeit, in der die soziale Herkunft eine größere Rolle gespielt
hat. Wer solche Angaben noch macht, outet sich als Oldie.
Unwahre Angaben. Denken Sie immer daran: Sie dürfen im
Lebenslauf nie (!) lügen. Wer dabei inhaltlich schummelt und auffliegt, kann
auch Jahre später noch deshalb fristlos gekündigt werden.
Hobbys. Dafür interessiert sich heute kaum noch ein
Personaler. Eher geht es um Engagements, die Ihr Kompetenzportfolio abrunden
oder wichtige Persönlichkeitsmerkmale subtil unterstreichen, etwa:
Leistungssport = ehrgeizig, zielstrebig.
Unterschrift und Datum fehlen. Sie gehören aber unter jeden
Lebenslauf, denn damit wird er zur Urkunde. Obacht: Wenn Sie dabei auch noch
gefälschte (Abschluss-)Zeugnisse beifügen, begehen Sie auch noch
Urkundenfälschung und Betrug. Beides kann eine Kündigung zur Folge haben,
eventuell auch noch eine Zivilklage. Siehe auch „Unwahre Angaben“.
Fehler bei den Zeugnissen
Originale verschicken. Riesenfehler! Erstens: Gehen die
Unterlagen auf dem Postweg verloren, sind auch Ihre Zeugnisse futsch. Zweitens:
Sie beweisen, dass Sie keine Ahnung von einer Bewerbung haben. Die Originale
werden allenfalls zum Jobinterview mitgebracht oder bei der Einstellung
nachgereicht. Schließlich darf man davon ausgehen, dass die Kopien keine
Fälschung sind.
Die Unterlagen sind unvollständig, es fehlen Seiten.
Achtung: Hier drängt sich der Eindruck auf, es soll etwas verschleiert werden!
Gefälschte Zeugnisse. Achtung: Das ist Urkundenfälschung und
ein strafbarer Akt. Sie verlieren dadurch womöglich nicht nur Ihren Job. Auch
die Universität, deren Zeugnis Sie vielleicht zu Ihren Gunsten manipuliert
haben, kann Sie verklagen. Paragraph 267 des Strafgesetzbuches sagt: „Wer zur
Täuschung im Rechtsverkehr eine unechte Urkunde herstellt, eine echte Urkunde
verfälscht oder eine unechte oder verfälschte Urkunde gebraucht, wird mit
Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“
Auf den Zeugnissen fehlt die Unterschrift des Ausstellers.
Auch hier drängt sich der Verdacht einer Fälschung auf.
Zu viele Zeugnisse. Kein Personaler hat Lust, sich durch
zehn Zeugnisse zu schmökern. Die wichtigsten sind diejenigen der letzten beiden
Jobs und das Ausbildungs- oder Studienzeugnis.
Fehler bei der Online-Bewerbung
E-Mail oder ein Online-Formular
Lockerer Jargon. Auch wenn es sich vielleicht um eine E-Mail
oder ein Online-Formular handelt: Die formalen Anforderungen muss auch eine
Internet-Bewerbung erfüllen. Am Besten: vorschreiben. Spontan schleichen sich
Fehler ein.
Die Betreffzeile ist nicht aussagekräftig. Schlagwörter
erhöhen die Chance, geklickt zu werden. Also nicht “Bewerbung für einen Job”,
sondern konkret: “Bewerbung als Vertriebsleiter / Ihre Anzeige”.
Freifelder werden nicht genutzt. Gerade in Online-Formularen
sollten Sie sich darin ins rechte Licht rücken. Merke: Immer alle Felder
ausfüllen!
Achtung bei Sonderzeichen! Das Euro-Symbol kann etwa bei
Gehaltsvorstellungen zu unfreiwilliger Verwirrung führen, wenn die
Programmversion des Empfängers ein anderes Zeichen daraus macht. Besser gleich
EUR schreiben.
Die angefügten Unterlagen sind zu groß. Die ganze Bewerbung
könnte deshalb im Spam-Ordner landen. Anhänge sollten sowieso am besten im
PDF-Format gespeichert sein, sonst können Formatierungen verloren gehen.
Anhänge vergessen. Wenn Sie schon angefügte Unterlagen
erwähnen, stellen Sie sicher, dass diese auch wirklich vom E-Mail-Programm
hochgeladen wurden.