Klug ist, wer nur die Hälfte von dem glaubt, was er so hört
oder liest. Noch klüger ist derjenige, der davon die richtige Hälfte erkennt.
So lautet nicht nur ein schönes Bonmot – es deutet zugleich auf das
grundsätzliche Dilemma von Fehlinformationen und Halbwahrheiten hin: Man muss
überhaupt erst einmal erkennen, dass die vermeintlichen Tatsachen falsch sind.
Und als sei das nicht schon schwer genug, kommt noch ein zweites Phänomen dazu:
Selbst wenn wir wissen, das eine Information falsch ist, halten wir oft noch an
ihr fest, wie jetzt australische Forscher zeigen konnten.
Die beiden Psychologen Stephan Lewandowsky und Ullrich Ecker
von der University of Western Australia beschäftigen sich schon seit einigen
Jahren mit solchen kognitiven Fehleinschätzungen, insbesondere jenen, die dafür
sorgen, dass wir vermeintlichen Wahrheiten noch immer Glauben schenken, selbst
wenn wir schon lange wissen: alles Quatsch. Das ist keinesfalls ein
Kavaliersdelikt. Denn aus solchen Fehleinschätzungen und Kurzschlüssen
entstehen nicht selten gefährliche Ideologien – religiöse oder politische. Aber
auch im eigenen Leben kann das unzählige Entscheidungen beeinflussen: Wer zum
Beispiel glaubt, Spinat enthalte viel Eisen, isst vielleicht besonders viel
davon. Dabei enthält beispielsweise Schokolade wesentlich mehr Eisen
(allerdings auch mehr Zucker und Fett).
Woran aber liegt es, dass wir diesen Fehlinformationen so
beharrlich aufsitzen?
Die simple Antwort der beiden Forscher: geistige Faulheit.
Es ist leichter für uns, neue Informationen abzulehnen, als Gelerntes
auszufiltern.
Das Ergebnis passt gut zu Studien von Norbert Schwarz, einem
Psychologen an der Universität Michigan, die zugleich auf eine Untersuchung der
beiden Psychologen Milton/Lepkin aus dem Jahr 1945 zurückgeht. Die fanden
heraus, dass Menschen etwa falscher Kriegspropaganda mehr Glauben schenkten, je
öfter sie diese hörten. Oder anders gesagt: Je öfter wir Quatsch hören, desto eher
und länger glauben wir ihm. Tatsächlich ist es so, dass unser Gehirn irgendwann
aufhört die Quellen eines Gerüchts oder einer Information zu unterscheiden. Es
macht dann keinen Unterschied mehr, ob wir ein und dieselbe Information von
vielen verschiedenen (und glaubwürdigen) Menschen hören oder nur immer wieder
von derselben Nonsense-Quelle, so wiederum das Ergebnis eines Experiments von
Kimberlee Weaver vom Institute for Social Research an der Universität Michigan.
Es ist das Prinzip der urbanen Legenden: Man muss den Leuten
den Mist nur oft genug einbimsen, dann glauben sie irgendwann, dass es stimmt.
Und zwar dauerhaft.
Stephan Lewandowsky nennt das auch den Bumerang-Effekt. Als
er diesen 2011 untersuchte, wurde Probanden ein Infoblatt gezeigt, das mit
häufig vorgebrachten Gerüchten über Grippeimpfungen aufräumte. Anschließend
wurden die Testpersonen gebeten, die Gerüchte von den Fakten zu trennen. Wurden
die Personen direkt im Anschluss an das Durchlesen des Infoblatts befragt,
identifizierten sie die Gerüchte korrekt. Wurden sie jedoch 30 Minuten nach dem
Durchlesen befragt, beantworteten
einige die Fragen sogar schlechter als zuvor. Kurz: Das
Widerlegen verstärkte die Gerüchte sogar noch.
Wie aber vermeidet man diesen Bumerang-Effekt des
Vertrauten?
Die schlechte Nachricht: Das ist gar nicht so leicht.
Insbesondere bei jenen, die sehr in ihren Ansichten verfestigt sind – etwa bei
Weltanschauungen -, kann das Treffen auf Gegenargumente dazu führen, dass sie
ihre Ansichten eher noch verstärken. Also erst recht trotzig werden. In solchen
Fällen hilft nicht viel, außer die Informationen so einzurahmen, dass sie
weniger bedrohlich für die Weltanschauung der Person sind.
Lewandowsky und Ecker empfehlen folgendes Vorgehen:
Weil Gerüchte kognitiv attraktiver sind als eine
verkomplizierte Korrektur, konzentrieren Sie sich am besten nur auf die Fakten
– nicht die Mythen.
Wiederholen Sie auf keinen Fall das Gerücht – wohl aber die
Wahrheit.
Sobald man ein Gerücht ausräumt, entsteht bei der Person
eine gedankliche Lücke. Um erfolgreich zu sein, muss die Widerlegung des Mythos
diese Lücke füllen.
Sorgen Sie dafür, dass die neue (richtige) Information so
einfach und eingängig wie möglich ist. Verstärken Sie Ihre Aussagen visuell –
durch Grafiken oder Bilder. Das prägt sich leichter und besser ein.
Quelle www.karrierebibel.de
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