Modelle sind, vereinfachende Projektionen, die Ihnen einen
einfachen Umgang mit komplizierten Sachverhalten ermöglichen. Sie entstammen
meist dem Lebensumfeld und der Zeit in der sie entstehen. Die vielen Modelle
der Arbeit des Gehirns zum Beispiel können Sie auch nach der jeweiligen Zeit
betrachten, in der sie entstanden. Man hat das Gehirn mit einer Dampfmaschine,
mit einer Rechenmaschine, mit einem Computer und mit nicht was sonst noch allem
verglichen. Raten Sie einmal, welcher jeweiligen Zeitepoche diese Modelle
jeweils entstammen könnten.
Das Sender-Empfänger Modell entstand in der Zeit der
Erfindung der drahtlosen Übermittlung, des Rundfunks und des Telefons, also dem
Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts. Wer redet (der Sender), möchte seine Gefühle
und Gedanken mitteilen. Dies geschieht mit Hilfe von Sprache. Der Sender
übersetzt seine Botschaft in Zeichen (er kodiert). Der Empfänger
„rückübersetzt“ dann die Worte und Gesten in seine Lebenswelt (er decodiert). Die Übersetzungsleistung
hängt mit den individuellen Fähigkeiten, mit dem kulturellen Hintergrund und
mit dem jeweiligen Lebenslauf zusammen.
Eine Weiterentwicklung dieses einfachen Modells finden Sie
im
Kommunikationsmodell von Bühler
Der Mediziner, Philosoph und Psychologe Karl Bühler gilt
neben Noam Chomsky als einer der wichtigen Sprachwissenschaftler des 20ten
Jahrhunderts. Er hat bedeutende Beiträge zur Sprach- und Denkpsychologie sowie zur Gestaltpsychologie geleistet. 1913
erschien Bühlers Arbeit Die Gestaltwahrnehmungen. Fritz Perls hat wesentliche
Aspekte der Arbeit Bühlers übernommen und in eine eigene Therapieform
eingebunden: die Gestalttherapie. Und diese Arbeit war wiederum eine der Säulen
der Modellentwicklung von NLP.
Bühler entwarf ein philosophisch orientiertes
Kommunikationsmodell, inspiriert von Platon und Husserl, das sogenannte
Organonmodell. Im Mittelpunkt steht
dabei das Organum, das sinnlich Wahrnehmbare (in der Regel akustisch), die
Sprache. Es steht in Relation zu den drei anderen Komponenten: "der
Eine"(Sender), "der Andere"(Empfänger) und "die
Dinge"(Gegenstände und Sachverhalte).
Sein Kommunikationsmodell, wurde von Friedemann Schulz von
Thun und Roman Jakobson aufgegriffen. Nach Bühler funktioniert die Kommunikation
ausschließlich über Zeichen. In seinem Modell sind diese Zeichen von Sender,
Empfänger und den Gegenständen umgeben. Die Sprachzeichen können symbolhaft
(Ausdrucksfunktion) oder konkret auf Gegenstände (Darstellungsfunktion)
hinweisen. Vorausgesetzt wird, dass beide ein Handlungsziel haben und den
anderen verstehen wollen.
Der Sender kann zudem etwas über sich selber aussagen. Wer
Hunde nicht mag, mag seine Abneigung im
Wort „Köter“ zeigen. Der gegenständliche Begriff wäre somit mit dem Wort „Hund“
bezeichnet gewesen. Doch zusätzlich wird
dem Anderen (Appellfunktion) gesendet, dass man Hunde nicht mag. In der
Regel finden sich alle drei Funktionen in einem Gespräch, wobei eine
vorherrschend ist.
Das Sender- und Empfängermodell von Jakobson
Roman Jakobson geht von dem Sender-Empfänger-Modell aus, und
präsentiert eine Weiterentwicklung des oben beschriebenen Modells. Das Sender -
Empfänger - Modell ist auch hier relativ einfach gestrickt.
Der Sender erzeugt ein akustisches Phänomen, das auf den Empfänger
einwirkt. Die "Dinge" sind Ereignisse, um die es bei der
Kommunikation von Sender und Empfänger geht. Es besteht ein Kausalzusammenhang
zwischen dem Ereignis und dem Sprechen. Nichts geht ohne das sprachliche
Zeichen.
Der Sender sagt etwas und der Empfänger nimmt die Botschaft
identisch auf, was in jedem Fall eine Reaktion auslöst. Es ist die einfachste
Modellannahme und ignoriert den Menschen als Individuum. In diesem Modell gibt
es keine Beziehungsebene. Auch die Kommunikation verläuft direkt und einseitig
und ist nicht auf Dialog ausgelegt.
Sein Kommunikationsmodell sollte hauptsächlich der
literaturwissenschaftlichen Textanalyse dienen. Dabei unterteilt er in
drei Hauptfunktionen. Bei der
informativen Funktion steht der Inhalt bzw. der Sachverhalt im Vordergrund. Der
Sender stellt sich, seine Einstellungen und Gefühle durch die expressive
Funktion dar. Die appellative Funktion verdeutlicht, was der Empfänger
wahrnimmt und was er daraufhin tut.
Darüber hinaus identifiziert er drei Nebenfunktionen. Die
phatische Funktion drückt aus, dass es bei der Kommunikation meist um die
Kontaktaufnahme und deren Aufrechterhaltung geht. Grammatik und Nachfragen
bezüglich Begriff sind unter der metasprachlichen Funktion zusammengefasst. Als
letztes findet er die poetische Funktion. Damit beschreibt er den spielerischen
Umgang mit der Sprache.
Kommunikationsmodelle im Vergleich
Karl Bühler legte den Grundstein für die späteren
Kommunikationsmodelle von Watzlawick und Schulz von Thun. Seine Arbeit
beeinflusste Fritz Perls bei der Entwicklung der Gestalttherapie. Alle in den
letzten Newslettern vorgestellten Modelle stimmen darin überein, dass von einem
denkenden und fühlenden Individuum ausgegangen wird. Deshalb reagiert jeder
Mensch anders auf eine ähnliche Kommunikationssituation. Dabei bestimmt die
nonverbale Kommunikation das Gespräch mit.
Schulz von Thun bildete dies mit seinem 4-Ohren Modell ab.
So verdeutlichte er, wie komplex Kommunikation und wie wichtig der
kinästhetische (emotionale) Aspekt dabei ist. Diese Ideen nimmt Watzlawick in
seinen fünf Axiomen auf und erweitert es um einen wichtigen Aspekt: Jeder
Mensch schafft sich seine eigene kleine Welt. Zudem betont er, wie bedeutsam
nonverbale Kommunikation ist.
Diese Kommunikationsmodelle bilden ein theoretisches Gerüst.
Es sind Grundregeln, denen es entweder an Tiefe oder an praktischer
Anwendbarkeit und Handwerkszeug fehlt. Diese Lücke füllt das Neurolinguistische
Programmieren (NLP). Es greift die Ideen bekannter Kommunikationsmodelle auf
und entwickelt sie pragmatisch weiter. Die Ansätze von Watzlawick finden sich
zum Beispiel in den Annahmen der „geistigen Landkarte“ und der
Wahrnehmungsfilter wieder.