Damit du besser lernen und dich besser konzentrieren kannst,
macht dein Gehirn Platz für Neues. Dieser Prozess ist für das Lernen und
Erinnern unersetzbar.
Neurowissenschaftler haben jetzt einen verblüffenden
Mechanismus entdeckt, der uns das ermöglicht.
Wenn wir etwas Neues lernen, dann bilden sich in unserem
Gehirn neue neuronale Schaltkreise zwischen einzelnen Zellen. Aber damit
wir das neu Erlernte auch nutzten können, müssen wir diese frischen
Leitungen stärken.
Es heißt nicht umsonst: „Übung macht den Meister“.
Weil wenn du übst, dann trainierst du diese neuen Verbindungen
der Synapsen, über die die eine Gehirnzelle zu einer anderen Gehirnzelle
in Kontakt steht.
Und je öfter du eine neue Sprache sprichst, je öfter du übst
– Klavierspielen, Tennis, Rechnen, ganz egal was – desto stärker werden
diese neuen Verbindungen in deinem neuronalen Netz.
Das ist so, als wenn wir zunächst
provisorisch Telefonmasten verlegen und diese mehr und mehr genutzt
werden, dann werden diese Leitungen durch ISDN-Leitungen ersetzt und irgendwann
einmal durch DSL oder Glasfaserkabel. Damit du eine schnellere und stärkere
Internetverbindung hast.
Und seit vielen Jahren ist der Aufbau von neuronalen
Verbindungen der Fokus im Erlernen neuer Dinge gewesen.
Aber wie es sich herausgestellt hat. Die Fähigkeit
schneller und besser zu lernen, ist mehr als nur der Aufbau und die Stärkung
neuronaler Verbindungen
Noch wichtiger ist unsere Fähigkeit, die alten und
unwichtige Verbindungen abzubauen und zu löschen.
Neurowissenschaftler nennen das “synaptisches Pruning”,
zu deutsch = beschneiden, zurechtstutzen.
Hier ist wie das funktioniert
Stell dir vor, dein Gehirn ist ein Garten. Aber statt Bäume,
Blumen und Gemüse, baust du synaptische Schaltkreise zwischen den
Nervenzellen an. Darüber werden dann die Neurotransmitter wie Dopamin,
Serotonin und andere geleitet.
Und es gibt sogar auch Gärtner in deinem “Gehirn-Garten”.
und zwar die sogenannten „Gliazellen”. Sie wirken, um die
Signale zwischen den jeweiligen Neuronen zu beschleunigen.
Und es gibt die Mikroglia-Zellen, die den “Abfall entfernen.
Sie patrouillieren durch dein Gehirn und spüren verletzte oder sterbende
Neuronen auf, beseitigen die Zelltrümmer und stutzen synaptischen Verbindungen.
Sie jäten das Unkraut in unserem Gehirn-Garten,
entfernen die Schädlinge, stutzen die Bäume und fegen und entsorgen das alte
Laub, sozusagen.
Die Mikroglia-Zellen sind die Immunzellen des Gehirns. Sie
bilden auch die erste Verteidigungslinie gegen Eindringlinge. Sie spüren und
vernichten auch Mikroorganismen auf, die das Organ, unser Gehirn infizieren.
Wie Neurowissenschaftler kürzlich herausfanden, verschlingen
Mikroglia-Zellen aber auch unerwünschte Synapsen, also Leitungen zwischen den
Zellen, als wären sie Zelltrümmer oder Mikroorganismen.
Woher wissen diese Zellen, welche Verbindungen sie kappen
und welche sie stärken sollen?
Neurowissenschaftler stehen bei der Suche nach
der Antwort darauf noch ganz am Anfang. Aber was sie wissen ist, dass die
synaptischen Verbindungen, die weniger genutzt werden, markiert werden (mit
einem Protein C1q und anderen). Und sobald die Mikroglia-Zelle diese Markierung
entdeckt, bindet sie dieses Protein und stutzt oder zerstört die jeweilige
synaptische Verbindung zwischen den Zellen. Sie durchtrennt einfach die
“Telefonleitung”.
Und das ist wichtig, weil dein Gehirn auf diese Weise Platz
macht für neue und stärkere Leitungen, damit du wieder etwas Neues und
auch schneller und besser lernen kannst.
Warum du durch Schlaf & Meditation besser lernen
kannst
Du kennst sicher das Gefühl, als wenn dein Kopf manchmal
einfach voll, richtig? Du bekommst dann einfach nichts mehr rein?
Das passiert beispielsweise oft, wenn man in ein größeres
Projekt vertieft ist oder eine neue Arbeit beginnt. Weil man dann ständig neue
Informationen verarbeiten muss. Und obendrauf schläft man dann meistens auch
noch zu wenig. Und dann hat man das Gefühl, als wenn der Kopf voll ist. Nun,
das ist weil auf eine Art und Weise unser Gehirn dann tatsächlich voll ist.
Denn wenn du viele neue Dinge lernst, dann bildet dein
Gehirn auch viele neue synaptische Verbindungen. Aber diese sind noch
ineffiziente Ad-hoc-Verdingungen, also improvisierte Verbindungen für den
Augenblick. Dein Gehirn muss viele dieser Verbindungen noch beschneiden
und straffere und effizientere Wege bauen.
Und das macht dein Gehirn für dich, wenn du schläfst.
Bei unserem Garten-Beispiel kannst du dir das so vorstellen;
wenn du mit einem übermüdeten Gehirn Denkst, dann ist das so als würdest du
dich in einem dichten Dschungel mit einer Machete durchkämpfen. Es ist
überwachsen, dunkel, anstrengend, kein Weg erkennbar und du kommst nur sehr
langsam Voran.
Dein Gehirn reinigt bis zu 60% deiner Zellen, wenn du
schläfst
Denken mit einem ausgeruhten Gehirn ist hingegen wie eine
fröhlicher Spaziergang in einem sonnigen Park. Die Wege sind klar und schön
miteinander verbunden. Die Bäume und Büsche sind zurechtgestutzt, du hast
einen klaren Überblick und kannst weit voraus schauen.
Weil über Nacht diese “Mikroglia-Gärtner” bis zu 60%
deiner Gehirnzellen einfach aufräumen.
Das muss man sich mal vorstellen – jede Nacht werden mehr
als die Hälfte unserer Gehirnzellen gestutzt, aufgeräumt, einsortiert und
entsorgt. Unglaublich, oder?
Aber das ist auch der Grund, warum wir nach einer
ordentlichen Mütze voll Schlaf wieder frisch sind und wieder klar und schnell
denken können.
Dein Gehirn hat quasi über Nacht effizientere Weg
geschaffen, aufgeräumt, ausgemistet und viel Platz gemacht, damit du nicht
nur schneller und besser lernen, sondern auch wieder Neues dazu lernen kannst.
Und das ist auch der gleiche Grund, warum wir nach einem
kurzen Nickerchen am Mittag oder nach einer tiefen Meditation wieder denk- und
leistungsfähiger sind.
Bereits ein 10-20 Minuten Nickerchen oder eine tiefe
Meditation reicht aus, damit deine „Mikroglia-Gärnter“ einmal schnell
durchfegen, aufräumen und auslüften können.
Wie du die Kontrolle darüber haben kannst, was gelöscht und
was gefestigt werden soll
Und – naja, eigentlich fast selbstverständlich – aber
du hast tatsächlich gewisse Kontrolledarüber was dein Gehirn
entscheidet zu löschen und was es stärkt.
Und zwar sind es die synaptischen Verbindungen, die du nicht
nutzt, die fürs Recycling markiert werden. Und diejenigen, die du nutzt werden
gestärkt.
Sie werden bewässert und mit Sauerstoff angereichert.
Wenn du beispielsweise mit jemanden aneinandergerätst
und dann über die Situation und den Umgang mit demjenigen nachdenkst, statt
über das große Projekt, das du umsetzten wolltest, dann wirst du einen
synaptischen Superstar auf Rache heranzüchten aber schlechte Erfinder und
Veränderer in deinem Repertoire haben. Jetzt, wenn du länger darüber
nachdenkst, was alles schiefgelaufen ist und was alles Schlimmes noch
passieren kann und weniger über die möglichen Verbesserungen –
was glaubst du, welche synaptischen Verbindungen werden
dann gekappt und welche davon werden gestärkt
Mehr führt zu noch mehr
Mittlerweile wissen wir ja, dass worauf wir uns
konzentrieren, das wird sich auch durchsetzen und in unserem Leben die
Oberhand gewinnen, richtig?
Ist klar, du hast nicht immer die Kontrolle darüber, was dir
den Tag über passiert. Aber du hast wohl die Kontrolle darüber, was und wie es
auf dich einwirken soll.
Es ist so wie Mutter Teresa einmal sagte, dass sie niemals
gegen Krieg demonstrieren würde, aber für eine Friedensdemo, wäre sie immer zu
haben.
Das ist wichtig, weil du mit dieser Kontroll- und
Entscheidungsfunktion dein eigenes neuronales Netz baust und somit auch dein
äußeres Leben. – Interessant oder? Was hinter einer einfachen Entscheidung so
alles steht…
Was möchtest du tun, haben und sein?
Du hast Milliarden kleiner Helfer in deinem Kopf. Und alle
hören auf dein Kommando. Aber du musst ihnen klar sagen, was sie tun sollen.
Denke über die Dinge nach, die wirklich wichtig sind für
dich und lasse die anderen los. Höre einfach auf darüber nachzudenken. Selbst
wenn du daran erinnert wirst, dann Regel was zu regeln ist und ändere
anschließend bewusst deinen Fokus oder gebe ein starkes Gegenargument.
Früher oder später werden die unerwünschten Dinge fürs
Recycling markiert und aus deinem Kopf – und dann auch aus deinem Leben
verschwinden.
Konzentriere dich einfach mehr auf das, was du tun, haben
und sein möchtest.
Mach dir dann die entsprechenden Gedanken und Handlungen zur
Gewohnheit – und es wird nicht lange dauern, bist du das Resultat auch in
deinem äußeren Leben sehen kannst.
Weil eine neue Sprache sprechen, sich besser konzentrieren
können, Klavierspielen, erfolgreiche Geschäftsabschlüsse tätigen,
schneller Lernen, Durchhaltevermögen, Geld verdienen, – sind, für eine perfekte
Ausführung, alle diese Vorgänge von den Prozessen
unseres Unterbewusstseins abhängig.
Leichtigkeit und Perfektion hängen davon ab, bis zu welchem
Grad wir aufhören diese Dinge bewusst zu steuern.
Faszinierend, oder? Und das hat Charles Haanel bereits 1919
in seinem Werk “Das Master Key System” geschrieben.
Und zwar läuft es so: zuerst steuerst du jeden neuen
Gedanken und jede neue Handlung bewusst. (Du baust neue synaptische
Schaltkreise in deinem Gehirn auf.) Dann wiederholst du die neuen Gedanken und
Handlungen solange, bis sie zur Gewohnheit werden. Und dann werden sie
automatisch. So wie du es auch gemacht hat als du Gehen, Sprechen, Schreiben,
Duschen, Zähne putzen, Autofahren usw. gelernt hast.
Die Gedanken, die das steuern wurden an dein
Unterbewusstsein übergeben, wo sie automatisch weiterlaufen.
Dennoch sind diese Gedanken mindestens genauso intelligent
wie vorher auch.
Das sie automatisch und dann an das Unterbewusstsein
übergeben werden ist notwendig, damit dein Verstand von diesen Details wieder
frei werden und sich neuen Dingen zuwenden kann.
Du kannst das – wie alles andere auch – trainieren. Aber du
musst entspannt und ausgeruht sein.
Und das ist, wie du den Garten in deinem Kopf und dein Leben
erblühen lässt.